Die
Frankfurter Kammeroper in Florenz
Die Kammeroper Frankfurt hat eine aufregende, aufreibende
und künstlerisch anspruchsvolle Woche in Florenz hinter sich
- und einen großen Erfolg weitab der Mainmetropole errungen.
Das renommierten Festival für zeitgenössische Musik "Firenze
Suona Contemporanea" hatte die Kammeroper mit einer doppelten
"Winterreise" eingeladen: Der Originalkomposition des Schubertzyklus
wurde darin eine Neuvertonung von sieben Liedern mit Triobegleitung
durch den italienischen Avantgardisten Andrea Cavallari an
die Seite gestellt.
Der Statuengeschmückte Innenhof des Nationalmuseums Bargello,
eines der ältesten Florentiner Stadtpaläste, gab die Kulisse
ab für das Zusammentreffen zwischen teutonisch-frühromantischer
Schwermut und kompromisslosem italienischem Neutönertum. Das
Bargello beherbergt nicht nur Skulpturen von Michelangelo,
Donatello und Cellini und anderen Renaissance-Berühmtheiten;
es war auch Tagungsort des legendären Consiglio dei Cento"
des "Rates der Hundert", an dessen Sitzungen Dante teilgenommen
hat. Die Kammeroper baute ihre Bühne direkt vor Bartolomeo
Ammanatis Brunnen der Juno von 1555 auf. Die Statuen schienen
ein wenig erstaunt und amüsiert, über das was sich vor ihren
steinernen Augen, die schon viele Jahrhunderte gesehen hatten,
abspielte.
Zwar
hatten die Frankfurter schon vor einigen Jahren Gelegenheit,
in der Naxoshalle den musikalischen Wechselbalg aus dem Hause
Schubert-Cavallari zu erleben-die italienische Erstaufführung
des Werkes stand aber immer noch aus. Würde das Experiment
gelingen? Immerhin wurden im Innenhof des Bargello früher
gerne öffentliche Hinrichtungen abgehalten. Zwar eher wegen
Verschwörungen gegen die Medici als aufgrund von Liederzyklen,
aber das Florentiner Publikum gilt in Sachen Kultur als sehr
anspruchsvoll. Man weiß, was man der eigenen Historie und
dem Namen schuldig ist. Zudem bewegte sich die Kammeroper
hier in ungewohnter musikalischer Umgebung, nicht nur fern
von Frankfurt, sondern auch fern der vertrauten Opera Buffa
inmitten von Anhängern von Berio und Boulez. Die ersten fünf
Tage wurde in der Dorfkirche von Donnini dem Wohnort von Andrea
Cavallari geprobt, danach zwei Tage bis in den späten Abend
im Museo Bargello selbst. Viele technische Probleme mussten
in der ungewohnten Umgebung bewältigt werden.
Das
Ensemble, der Regisseur und der Komponist wurden zu einer
verschworenen musikalischen Gemeinschaft so wie das vielleicht
früher bei kleineren Opernproduktionen zu Zeiten Mozarts der
Fall war oder bei den Zusammenkünften im Hause Schuberts,
den legendären Schubertiaden. Wann hat man schon die Gelegenheit
ein Werk zu erarbeiten, während man mit dem gesamten Ensemble
im Landhaus des Komponisten wohnt und sich mit ihm direkt
austauschen kann? Und wann hat man die Möglichkeit inmitten
von Meisterwerken der Renaissance zu proben? Die Intensität
und die intime Nähe übertrugen sich auf das Stück. Das Ensemble
erkannte bald, dass hier etwas anderes gefragt war, als in
der Weite der Industriehalle auf dem Naxosgelände. Die Lieder
Schuberts und die Neuschöpfungen Cavallaris gingen ineinander
über und ineinander auf. Der Lieder-Zyklus wurde zum Monodrama,
das Monodrama zu einer Oper in nuce von bitter-süßer und schroffer
Grundierung. Konsequent trieb das Ensemble selbst dem notorischen
"Lindenbaum" den Geist der Männerchöre des 19. Jahrhunderts
aus. Und es gelang. Als am Ende der brausende Applaus den
Innenhof des Bargello erfüllte, fasste Andrea Cavallari den
Abend in dem Satz zusammen: "Florenz liebt Euch!"
Für
weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Kammeroper
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